Ein P-Seminar auf Jakobs Wegen
Ein einmaliges Erlebnis - so lässt sich unsere außergewöhnliche Studienfahrt mit dem Rad durch Frankreich und Spanien prägnant beschreiben.
Monatelang planten wir innerhalb des praxisorientierten Seminars unsere Abenteuerreise am Schuljahresende. Und dann endlich, wenige Tage nach dem Notenschluss, ging es los!
Am 18. Juli, morgens um 6:15 Uhr versammelten wir Schüler und Lehrer uns voller Vorfreude am Gymnasium, um die Räder und das Gepäck angemessen zu verladen. Eine halbe Stunde später ging es dann auch schon los. Vor uns lag eine lange Fahrt, die uns trotz Karten spielen, essen und schlafen unendlich vorkam. Nach ca. 14 Stunden auf den Straßen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Frankreichs kamen wir am späten Abend in unserer ersten Unterkunft in Le Puy en Velay erschöpft aber glücklich an.
Der zweite Tag startete für uns bereits um kurz vor 7:00 Uhr, doch nicht etwa mit einer Radtour, sondern mit einer 4-stündigen Busfahrt quer durch die engen Straßen und Gassen französischer Dörfer. Immer wieder kam uns dabei unsere persönliche Reiseleitung Frau Skudlik zu Hilfe und erklärte den erschrockenen Einheimischen freundlich, dass wir mit diesem Riesenbus inklusive Anhänger irgendwie die Ortschaft passieren müssen. Daraufhin machten uns selbst die Markthändler Platz.
In Golinhac, dem Ausgangspunkt unserer ersten großen Radtour angekommen, war endlich Bewegung angesagt! Die Tour schlängelte sich über einige Hügel auf dem Jakobsweg. Die steilen Anstiege forderten Einige von uns ordentlich heraus! Nach über 30 Kilometern erreichten wir das wunderschöne mittelalterliche Dorf Conques, welches ca. 10 Kilometer von unserem Tagesziel entfernt liegt.
Eine kurze Besichtigung und schon war es an der Zeit den letzten Abschnitt der Strecke bis zu unserem Campingplatz in Le Bourg anzutreten. Dort stand dann erstmal das Aufbauen der Zelte an, das wir innerhalb kürzester Zeit mit Bravour meisterten, sodass wir schon eine Stunde später mit unseren bestellten Pizzen den Abend genießen konnten.
Am nächsten Morgen war es an der Zeit die Zelte wieder abzubrechen - im wahrsten Sinne des Wortes - denn wir hatten einen langen Tag vor uns. Nach einer kurzen Busfahrt standen wir in den Startlöchern für unsere zweite Radtour. Das einzige Problem: Das Wetter! Es regnete in Strömen und das bereits in den ersten Fahrtminuten. Selbst auf unsere Regenkleidung war bei diesem plötzlichen Guss kein Verlass mehr.
Umso glücklicher waren wir, als schon nach wenigen Minuten die Regenwolken der Sonne Platz machten und wir problemlos den Rest der landschaftlich interessanten Route zurücklegen konnten.
Kurz vor der Stelle, an der wir den Bus antreffen sollten, traf uns allesamt jedoch der Schlag. Der Bus, samt Anhänger, stand mitten auf der schmalen, stark befahrenen Straße und bewegte sich keinen Meter vor noch zurück. Das Problem: Die Höhe des nächsten Tunnels schien nicht auszureichen, um den Bus schadensfrei hindurch zu manövrieren. Doch auch wenden war unmöglich. Erst mit Hilfe der örtlichen Polizei und Herrn Skudlik als Lotsen konnte der Bus die brisante Stelle im Schritttempo passieren.
Danach ging’s weiter mit Kurs auf Zarautz in Spanien. Nach der Ankunft am späten Abend, hieß es dann erstmal wieder Zelte aufbauen und Abend essen kochen. Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn spätestens der Blick auf das Meer, umgeben von der wunderschönen Landschaft, zeigte jedem, dass wir mitten im Paradies gelandet waren.
Der kommende Tag startete etwas entspannter, denn der Aufenthalt in Zarautz war für zwei Nächte angedacht. So konnten wir unsere Radtour in die nahegelegene Stadt Donostia San Sebastián vollkommen ohne Zeitdruck zurücklegen. Die Strecke hoch oben entlang der Küstenlinie bot eine einmalig schöne Aussicht!
In Donostia angekommen durften wir in Kleingruppen ausströmen, die Stadt besichtigen und die kulinarischen Spezialitäten der Landesküche testen. Am Nachmittag ging es dann für die besonders sportlichen Jungs in Begleitung von Herrn Skudlik über eine knackige Trailrunningstrecke mit dem Rad zurück zum Campingplatz.
Die meisten von uns wählten aber lieber die gemütliche Variante und ließen sich mit dem Bus zurück kutschieren. So war dann vor dem Abendessen tatsächlich noch genügend Zeit, um zum Strand zu laufen und eine Runde schwimmen zu gehen - selbstverständlich unter Anwesenheit von Rettungsschwimmern. Die Erfrischung der Wellen tat selbst an diesem eher kühleren Tag gut. Den Abend konnten wir dann unter freiem Himmel verbringen und ausklingen lassen.
Unser vierter Tag begann mit einer eigentlich sehr „kilometerarmen“, vermeintlich leichten Radtour. Doch das täuschte, denn nicht nur das drückende Wetter, sondern auch der teilweise schwer befahrbare Untergrund und der extrem steil ansteigende Weg trieben uns den Schweiß aus den Poren. Die Sicht und das Bergabfahren machte diese Mühe für die meisten allerdings wieder wett.
Die Fahrt nach Bilbao verbrachten die meisten schlafend, denn im Gegensatz zu den warmen Außentemperaturen, war die Luft im Bus stets klimatisiert und angenehm kühl.
Im Hostel wurden alle Mädchen, und alle Jungs jeweils in einem Zimmer untergebracht, was sich als weit weniger problematisch herausgestellt hat, als wir anfangs vermuteten.
Damit unsere kulturelle Bildung auch während der Studienfahrt nicht zu kurz kommt, besuchten wir am Nachmittag das weltbekannte Guggenheim-Museum.
Dort schlenderten wir in Kleingruppen umher und begutachteten, mit Audio-Guides ausgestattet, mal mehr und mal weniger interessiert die facettenreiche Ausstellung. Der restliche Nachmittag sowie der Abend standen uns dann frei zur Verfügung.
Für den kommenden Tag wurden Temperaturen von 45 °C angesagt, weshalb wir unsere Radtour canceln mussten. Stattdessen fuhren wir im Bus zurück nach Frankreich. Zuerst besuchten wir die größten Düne Europas, die Dune du Pilat. Unsere Bergtour über die Düne (110 Höhenmeter) bis hin zum Meer forderte uns bei dieser Hitze mehr als heraus! Der Sand hatte sich durch die extreme Sonneneinstrahlung derart aufgeheizt, dass jeder Schritt schmerzte. So freuten wir uns doppelt über die Abkühlung im Meer und unsere kleine Brotzeit am Strand.
Der Bus brachte uns am Spätnachmittag nach Blanquefort, wo die Jugendherberge unsere minimalistischen Erwartungen weit übertraf, denn jedes Zimmer verfügte - große Begeisterung! - zum ersten Mal über ein eigenes Badezimmer. Nach einem kurzen Luxusmoment in der eigenen Dusche, ging es dann mit dem örtlichen Bus in die Großstadt Bordeaux, wo wir neben der interessanten Architektur, auch die Möglichkeit der Entspannung am Ufer der Garonne genossen.
Nach einem opulenten Frühstück führte die Heimreise uns noch nach Lyon.
Trotz fehlender körperlicher Anstrengung war unsere Erschöpfung nach dieser abwechslungsreichen, anstrengenden Woche deutlich zu spüren.
Nachdem wir unsere spannende Reise mit einer Besichtigung von Lyon, letzten kulinarischen Kostproben und einem gemeinsamen Eis abgeschlossen hatten, war eigentlich Schlafenszeit angesagt.
Doch die Hitze machte es einem fast unmöglich zu schlafen. Selbst im Liegen und mit null körperlicher Anstrengung schwitzten wir was das Zeug hielt. Aber auch das störte uns nach einer Woche nicht mehr wirklich, denn unser Schamgefühl war zwischen knallroten, schwitzigen Köpfen und müden Augen wie vom Erdboden verschluckt worden.
Im Bus zurück nach Sonthofen haben wir versucht, den Schlafmangel zu kompensieren und die lange Fahrt zu überstehen. Inzwischen freute sich jeder wieder, nach dieser Woche mit eher bescheidenenen Lebensverhältnissen, auf das eigene Bett, eine Dusche und etwas Leckeres, vor allem frisches Essen.
Wir hatten eine abwechslungsreiche, aufregende Zeit!
Ein ganz großes Dankeschön gilt all unseren Sponsoren, die mit Sach- und Geldspenden diese Reise für uns erschwinglich gemacht haben!